Eingeschlossen in einer Buchhandlung

Welche Leseratte träumt nicht davon einmal in einer Buchhandlung eingschlossen zu sein und sich gemütlich durch das ganze Programm durchwühlen zu können? 

Letzten Freitag ist mir genau das passiert, gemeinsam mit sechs anderen Leseratten - und zwar mit voller Absicht. 
Es gibt in Mönchengladbach eine Buchhandlung namens Degenhardt, die genau dieses ihren Kunden anbietet: sich nach Ladenschluss einschließen zu lassen um in aller Ruhe zu schmöckern. 
Gegen einen kleinen Eintritt von 6 Euro gibt es Wasser, Wein und kleine Häppchen, sowie 2 - 3 Stunden Buchhandlung ganz alleine. 
Dachten wir vorab noch, dass doch ein Buchhändler dabei sein würde, stellte sich dies als Irrtum heraus. Nein, wir hatten tatsächlich die ganze Buchhandlung für uns. Es wurde eine Handynotfallnummer gereicht, uns gezeigt wo sich die sanitären Anlagen und der Notausgang befinden und dann galt es "Auf Wiedersehen wir sehen uns wieder in 3 Stunden". 
Was für ein Gefühl, fast wie in einem Museum oder einem sakralen Gebäude. Diese Stille und diese Ehrfurcht dem bedruckten Blatt gegenüber. Irgendwie ging es uns allen so. 
So langsam wurde man lockerer, stöberte sich durch die Buchreihen, machte Buchhäufchen und suchte sich einen Sessel um die Schätze in Ruhe anzulesen. Eine Teilnehmerin las sich in der Zeit fast durch das ganze Haus der Löcher, während zwei andere Interessierte sich Shades of Grey widmeten. Nun gut, jede wie sie mag. 
Da ich mir eigentlich immer Zeit nehme wenn ich in eine Buchhandlung gehe, mir Bücher meines Interesses in Ruhe auswähle und anlese, war dieser Teil für mich nun nicht gerade ungewöhnlich. Gut, ich habe keine Familie und kann von daher über meine Freizeit ganz alleine verfügen. 
Allein der Umstand nach Ladenschluss in solch "heiligen Hallen" wandeln zu können war es wert und wird von mir unbedingt weiterempfohlen. Wer 5 Gleichgesinnte und Interessierte Büchernarren zusammen bekommt, sollte sich solch einen Abend einmal leisten. 

Auch der Buchhandlung zolle ich Respekt, gelingt es so doch vielleicht sich mit guten Ideen und Vertrauen, bekannten wie unbekannten Kunden gegenüber, gegen die einfallslosen Buchgiganten ohne Seele durchzusetzen und zu behaupten. 



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