Die Sache mit Gott




Eigentlich wollte ich hier nur ein klein wenig angeben weil mein Vanillekranz so lecker geworden war und schon geht es in den Kommentaren um Gott und Glaube. Gut, ich bin nicht ganz unschuldig daran, habe ich doch kurz mein Unverständnis darüber ausgedrückt, dass einige Menschen in Deutschland das Feiertagsgesetz abschaffen wollen. 
Da ich genügend Meinung zu diesem Thema habe, wage ich ein Post diesbezüglich zu veröffentlichen. Wobei ich niemanden in der Ausübung seines Glaubens angreife, lediglich meine unbedeutende Meinung wird hier wieder gegeben. Ich hoffe es wird nicht zu lang, langweilig und unsortiert.
Gibt es Gott? Hilft Glaube? Die erste Frage kann ich eindeutig mit "Ich bin mir nicht sicher" beantworten. Für Frage zwei habe ich eine Gegenfrage "Wem kann er wobei helfen?"
 

Vielleicht gab es wirklich mal einen, bzw. diverse, den jeweiligen Kulturen angepasste, Gottheiten. Aber irgendwie ist bei der Schaffung des Menschen -der Krone der Schöpfung- gewaltig etwas daneben gegangen. Da half es auch nicht mehr seinen eigenen Sohn zu opfern und Gott entschloss sich auszuwandern. Zumindest habe ich diesen Eindruck gewonnen. Man schaue doch was auf der Welt so los ist, welche Übel und Gräuel im Namen Gottes von Menschen täglich begangen wurden und werden. Das kann keine Gottheit gut heißen. 
Glücklicherweise sind die meisten Menschen, ob gläubig oder nicht, so friedlich wie du und ich, aber schlechte Nachrichten sind ja bekanntlich die die sich besser einprägen.


Es greift vielleicht das Argument, Gräuel gibt es auch ohne Gott. Stimmt, der Kommunismus, wie z.B. in Nordkorea, ist zur Zeit ein anschauliches Beispiel von Gehirnwäsche der andern Art am eigenen Volk.

Wir können uns glücklich schätzen in einem Land zu leben in welchem Religion und Staat getrennt existieren. Den Ländern des arabischen Frühlings ist dies (noch) nicht geglückt. Dabei sollte dies Voraussetzung sein für das Gelingen einer Demokratie, ist Glaube doch eine persönliche Angelegenheit, keine staatliche.
Aber seien wir ehrlich, wenn unsere Kirche könnte wie sie wollte, sähe es hier doch ähnlich aus wie in den arabischen Staaten. Ist sie vielleicht manchmal sogar neidisch über die Ausübung religiöser Praktiken im Islam? Warum war es denn ausgerechnet der Vatikan, der neben Russland und vielen arabischen Staaten, gegen die Gleichstellung der Frauen protestierte, und wir reden hier von einem Artikel mit Datum 16.03.2013? Tatsächlich befindet sich der Vatikan auch noch mitten in Europa
Vielleicht liegt es ja nur an Gottes unfähigem Fußvolk auf Erden, dass die Welt ist wie sie ist? Sexueller Mißbrauch, die Unterdrückung der Frau, Zerstörung kulturellen Erbes, der Krieg ein Mittel zum Zweck und über Saudi-Arabien habe ich mal gelesen man brüstet sich, allein der Tiefe Glaube an Allah habe das Land so reich gemacht. Und ich dachte schon es lag am Öl. Frau möchte dort kein Grundstück geschenkt haben um sich häuslich nieder zu lassen. Danke, nein.
Marx sagte einmal "Religion sei das Opium des Volkes". Wohl wahr. Was bringt der Glaube den armen Menschen auf der Welt? Nichts, außer Hoffnung auf ein gutes Leben im Jenseits nach dem Ableben im Diesseits. Mir ist das ein bisschen zu dürftig. 
Kranke Menschen nehmen am jährlichen Ramadan teil. Haben sie deswegen ein besseres Leben? Nein, aber noch mehr gesundheitliche Probleme nach der Fastenzeit.
Bei all dem Extremismus, hier bezieht sich meine Abneigung nicht nur auf religiöse Fanatiker, sondern auch auf jegliche Form von Intoleranz und Fundamentalismus, ist meine Vermutung, dass Gott sich von der Erde und dem Menschen abgewandt hat, in einem anderen Universum noch mal neu beginnt und dabei versucht die Fehler der ersten Schöpfung nicht zu wiederholen. Möge dies gelingen.


Allerdings stehe ich für die Feiertage in Deutschland ein. Nicht nur (aber auch) weil es nett ist den ein oder anderen Tag frei zu bekommen, sondern aufgrund der christlichen Prägung des Abendlandes, bilden doch die 10 Gebote durchaus ein solides Fundament für unser Wertesystem.
Ruhe und Besinnung, nicht nur für praktizierende Gläubige, sondern auch für Atheisten und sonstige Mitmenschen, schadet nicht, ist meiner Meinung nach sogar wichtig für den respektvollen Umgang miteinander und für die Menschlichkeit. Eine reine konsum- und spaßorientierte Gesellschaft erschrickt mich nicht minder als unreflektierter Glaube. 

Ich kenne einige sehr gläubige Menschen, Christen, einen koptischen Christen, wie auch Muslime und ich respektiere ihre Verbundenheit zu ihrem Gott, ohne sie jedoch zu verstehen. Meine Kommunikation zu Gott ... Es mag auf Gegenseitigkeit beruhen. Manchmal aber kommen mir Zweifel ob es nicht doch einen Gott gibt, oder wie schon erwähnt, zumindest mal gegeben hat. Wann mir diese Zweifel kommen? Wenn ich mir die Natur anschaue. Sei es an einem Fjord in Norwegen, oder in der ägyptischen Wüste  zum Sonnenaufgang. 

  
Kein Fjord, aber Wolken. Auch beeindruckend.
 
Dann durchströmt mich ein Glücksgefühl, alles scheint vollkommen und das Wort Schöpfung bekommt doch eine sehr große Bedeutung für mich. 

Kommentare

Im Zweiten Stock hat gesagt…
Ich denke, das der Gottglaube ein fundamentales Bedürfnis der Menschheit ist, ganz gleich welcher Religion, oder wie dieser Gott aussieht. Es ist die Hoffnung auf etwas das größer und besser ist. Was wäre wir ohne Hoffnung?
Es kommt auch immer darauf an, was man sich unter Gott vorstellt.
Ich habe mich sehr viel mit Religion und Glaube beschäftigt und bin zu dem Schluss gekommen, dass alle Götter; Gottheiten und auch der Eine Gott etwas sehr menschliches haben. Sie scheinen ein Über-Ich unser selbst zu sein.
Der Ganz Große Eine kann demnach nur die Schöpferenergie sein.
Aber vielleicht treibt gerade der Glaube an ein Über-Ich uns an eine bessere Welt erschaffen zu wollen, Nächstenliebe auszuüben, moralische Regeln einzuhalten.
Der Schöpfung ist es egal, ob wir uns gegenseitig die Köpfe einschlagen, oder nicht.
Vielleicht ist gerade der Verlust des Glaubens das Problem das die junge Gesellschaft hier hat.

Liebe Grüße
Elsbeth
Isabelle hat gesagt…
Na ich weiß nicht. Das Gott ein Über-ich unserer selbst ist erscheint mir in sich stimmig. Aber auch ohne Religion können moralische und gesellschaftliche Regeln aufgestellt werden. Warum ist die Religion nicht in der Lage eine Gleichberechtigung der Geschlechter zu erlangen? Warum gibt es Kopftuchdebatten, Diskussionen darüber, dass der Papst an Gründonnerstag auch Frauen die Füße gewaschen hat, usw. Mein über-ich wäre glücklicher wenn solche Diskussionen nicht mehr geführt werden müssten. Vielleicht sollten solche Diskussionen auch nicht im Namen der Religion, sondern eher auf der Couch von Sigmund Freud ausgetragen werden.
Liebe Grüße Papyrus
Im Zweiten Stock hat gesagt…
Weil der Glaube an Etwas den Menschen ein fundamentales Bedürfnis ist und das von anderen Menschen benutzt wird um ihre egoitischen Zwecke zu verfolgen. Manchmal glauben aber auch diese Menschen das Richtige zu tun. Ich denke, dass die Menschheit ist wie sie ist und zu nichts Anderem fähig ist. Wir können nur versuchen uns selber zu verändern.
Liebe Grüße
Elsbeth
Nomadenseele hat gesagt…
Wann mir diese Zweifel kommen? Wenn ich mir die Natur anschaue. Sei es an einem Fjord in Norwegen, oder in der ägyptischen Wüste zum Sonnenaufgang.

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Meiner Meinung nach haben sich die Menschen dem Glauben deswegen entfremdet, weil sie sich der Natur entfremdet haben. Der Atheismus ist für mich die unmittelbare Folge, dass die meisten Menschen ihr Leben in Gebäuden verbringen.
Unknown hat gesagt…
Aha, sehr interessant, was man hier so liest! Also, ich selbst bin Atheist und kann nur sagen, aus meiner persönlichen Erfahrung heraus, die Welt wäre eine bessere, wenn es mehr Atheisten und weniger Gläubige gäbe. Und warum? Schauen wir uns doch mal die Konflikte in der Welt und in den Gesellschaften an. 80 - 90% aller Konflikte sind religiösen Ursprungs und viele Gewalttaten haben indirekt religiöse Wurzeln (z.B. Gewalt gegen Frauen, Kinder, Homosexuelle). Und bitte, kommt mir nicht dem Sozialismus-Argument. Macht euch doch mal die Mühe und schaut genau hin: im sogenannten "Sozialistischen China" oder auch in den Bruderstaaten Vietnam und Laos gibt es in den Städten auf einem Quadratkilometer mehr Tempel als in Deutschland Kirchen! Atheisten haben keine Werte? Ich glaube hier verwechselt man Atheisten mit Hedonisten oder Pseudo-Anarchisten. Ich als Atheist habe manchmal das Gefühl, das in meinem Leben Werte eine größere Rolle spielen als bei vielen (natürlich nicht allen) Gläubigen. Meine Werte beruhen allerdings nicht auf religiös definierten Werten sondern auf menschlichen Werten: den kategorischen Imperativen eines Immanuel Kant zum Beispiel. Vielleicht sind überzeugte Atheisten (und nicht die zwangsweisen "Staats-Atheisten") mehr Werte orientiert, weil es keinen Glauben/Gott gibt, auf den man die Probleme, Sorgen und die Verantwortung abwälzen kann. Damit ist man für alle seine Probleme und Taten selbst verantwortlich und muss selbst dafür einstehen und selbst die Probleme lösen: Das nennt man Eigenverantwortlichkeit.

Und was die Metaphysik (die Frage nach dem Ursprung allen Seins) betrifft, möchte ich den Kirchengelehrten Erasmus von Rotterdam (frei) zitieren: Ich kann Gott nicht beweisen, mir bleibt nur an ihn zu Glauben.

An Nomadenseele: Entfremdung von der Natur führt zum Atheismus? Interessante Theorie: erkläre mir doch dann mal bitte, warum ich die gläubigsten Menschen hier in Thailand in den Textil- und Nahrungsmittelfabriken finde, wo sie wie Tiere gehalten werden, zwischen 10 bis 14 Stunden pro Tag an sechs Tagen in der Woche unter menschenunwürdigen Bedingungen in überhitzten Hallen arbeiten. Nein, ich denke es gibt zwei wesentliche Gründe für den Verlust von Glauben in der WESTLICHEN Hemisphäre, erstens die Gleichgültigkeit gegenüber den Mitmenschen und der Umwelt. UND zweitens immer Menschen lernen Dinge zu hinterfragen und nicht mehr widerspruchlos als gegeben zu akzeptieren.
Aber für alle Menschen gilt: keiner wird als Egozentriker, Sozialist, Christ, Mohammedaner, Buddhist, Rassist, Multikulti, gütiger, gleichgültiger, kritischer, hilfsbereiter oder toleranter Mensch geboren - wir werden dazu gemacht.

PS: Ich lebe seit 20 Jahren mit problemlos und glücklich mit einer gläubigen Protestantin zusammen.
Nomadenseele hat gesagt…
Atheisten haben keine Werte? Ich glaube hier verwechselt man Atheisten mit Hedonisten oder Pseudo-Anarchisten.
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Wennn ich mir ansehe, wie Atheisten sich bei ZeitOnline regelmäßig gebärden, dann liegt der Verdacht nahe, dass es mit dem Respekt gegenüber Anderdenkenden/gläubigen nicht gerade weit her ist. Alleine schon die Wortwahl, die der durchschnittliche Atheist drauf hat, wie *Märchen* für heilige Bücher, zeugt nicht gerade von Respekt.

Und wie würdest du Menschen, die es nicht einmal Karfreitag sich der Kultur seines Landes anpassen möchte und Tanzen geht, als etwas anderes bezeichnen als als einen Hedonisten? Mir fällt kein anderes Wort dafür ein. Es gibt 5 stille Feiertage und wenn es zuviel ist, sich an 5 von 365 Tagen mal zurückzunehmen, dann kann man durchaus von einem ins Kraut geschossenen Individualismus sprechen.
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Entfremdung von der Natur führt zum Atheismus? Interessante Theorie: erkläre mir doch dann mal bitte, warum ich die gläubigsten Menschen hier in Thailand

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Sicherlich ein Argument, welches du anbringst. Für mich kann ich nur sagen, dass ich mich Gott in der Natur - und ich bin viel draußen - wesentlich näher fühle, als in Gebäuden und dies schließt Kirchen mit ein. Ich weiß gar nicht, wie man in der Natur sein und sich Gott nicht nahe fühlen kann. Daher auch meine Theorie, dass der westliche Mensch - von dem gehe ich aus -, der schon den Stadtpark in der Regel als *natürlich* einstuft und sich zu 90% in Gebäuden aufhält, Gott gar nicht mehr empfinden kann. Dann wird im TV immer noch suggeriert, dass die Menschen immer gottähnlicher vom Wissen her werden - eine fatale, überhebliche Mischung, die zum Atheismus führt.
Nicht umsonst werden Wissenschaften im arabischen Raum als atheistisch abgelehnt: http://nomasliteraturblog.wordpress.com/2012/04/22/im-haus-der-weisheit-die-arabischen-wissenschaften-als-fundament-unserer-kultur/

Das gilt wie gesagt für die westliche Welt, der Buddismus lässt sich damit gar nicht vergleichen, da er mehr eine Philosophie ist.

Isabelle hat gesagt…
Ich bin kein spiritueller Mensch, jedoch habe ich meine "Wow-Gefühle" immer nur wenn ich in wirklicher Natur bin. Ist dieses Gefühl göttlich, spirituell, liegt es an der Entspannung da ich mich dann meist im Urlaub befinde, oder an der Ruhe? Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich dann von absoluten Glücksgefühlen überwältigt bin.
Wäre die Welt ohne Religionen eine bessere? Leider kann dieser Beweis nicht angetreten werden.
In der DDR war die Religion nicht sehr verbreitet, den Frauen ging es besser, dafür aber allen Menschen gleich schlecht. Also auch keine Lösung.
Gott ist natürlich ein leichtes Alibi um keine Verantwortung übernehmen zu müssen, aber wie oft lese ich in der Presse nach Gewaltdelikten, die Ursache läge in der verkorksten Kindheit. Irgendwie suchen wir immer irgend etwas, irgend wen, dem wir die Verantwortung in die Schuhe schieben können. Eigenverantwortung wird leider nicht sehr groß geschrieben in der Rangliste menschlicher Werte.
Warum allerdings die Frauen in den Religionen so schlecht wegkommen bleibt mir ein Rätsel. Mag nicht jemand eine Doktorarbeit darüber verfassen?
"Im Haus der Weisheit" liegt noch ungelesen auf meinem Stapel, so dass ich mich dazu nicht äußern kann. Allerdings hat die Abwendung der Wissenschaft die arabische Welt stagnieren lassen. Weniger Ablehnung täte den Menschen hier sicherlich gut
Nomadenseele hat gesagt…
Wäre die Welt ohne Religionen eine bessere? Leider kann dieser Beweis nicht angetreten werden.

- Diese Fragestellung hat mit der Existenz Gottes überhaupt nichts zu tun. Auch wenn dies von Atheisten immer wieder gerne angeführt wird.
Unknown hat gesagt…
An Nomadenseele: hier treffen zwei vollkommen Weltsichten aufeinander, eine Diskussion ist da nicht sehr sinnvoll, ist auch nicht weiter schlimm, jeder muss auf seine Weise gluecklich werden. Was mich allerdings erstaunt ist der Hinweis auf die Wissenschaften und den Islam. Wenn mich nicht alles taeuscht, beruht unsere moderne Mathematik, Medizin, Archtektur und Nautik auf Grundlagen, die die Kreuzfahrer aus dem Orient mitbrachten und auf das Wissen der Mauren, die Teile Spaniens erobert hatten. Es kann natuerlich sein, dass die Haltung konservativer Moslems gegnueber modernen Wissenschaften sich im Laufe der Jahrhunderte gaendert hat, davon habe ich keine Ahnung, ich habe mich damit nie wirklich beschaeftigt. Und zum Schluss noch: Was Spiegel-online Kommentare betrifft, die poebeln gegen Alles und Jeden, das muss nichts mit Atheismus zu tun haben, auch wenn sie dies vorgeben. Diese Leute brauchen ja einen Grund um zu poebeln. Ich habe eh Probleme mit Menschen, die nicht mit ihrem Namen und ihrer Person fuer ihre Positionen einstehen sondern sich hinter Pseudonymen verstecken (Menschen in Diktaturen und autoritaere Systeme natuerlich ausgenommen).
PS: Ich ziehe mich aus dieser Diskussion aus Zeitgruenden zurueck, auch wenn es gerade lustig wird, viel Spass euch allen noch.
Isabelle hat gesagt…
Der Islam war früher Wissenschaft gegenüber aufgeschlossener, da hast du Recht. Wieso er wann kippte kann ich dir (noch) nicht erklären. Ich bin weder Islamwissenschaftlerin noch Historikerin habe aber noch einiges an Sachbüchern hier liegen. Wie viele Jahre hast du Zeit? :-)

Vielleicht ist aber Nomadenseele schon literarisch einige Schritte weiter als ich in diesem Thema.
barbara rath hat gesagt…
Ach, du lieber Papyrus!
Da hast du aber eine Lawine losgetreten! Interessante, befremdliche, nachvollziehbare und nicht-nachvollziehbare Argumente prallen da aufeinander. (Aber: Ich bin grundsätzlich immer froh, wenn ich auf den Willen&die Fähigkeit zum selbständigen Denken stoße. Beides scheint auf der roten Liste gelandet zu sein.)
Wenn man die Frage klären könnte, ob es 1 oder mehrere Götter gibt, wäre man natürlich weiter - deshalb einmal ein ganz anderes Argument aus meiner Warte als Biologin: Es gibt einen recht interessanten "Gottesbeweis" - via Faultier. Auf dem Faultier findet eine recht komplizierte dreigliedrige Symbiose (Lebensgemeinsachft mit Vorteilen für jeden der Symbionten) statt. Daran sind beteiligt das Faultier selbst mit einem herzförmigen Haarquerschnitt. Im "Tal" dieses herzförmigen Haares lebt eine Alge, die dem Faultier das Faulsein sozusagen erst ermöglichst, weil sie ihm eine Art Tarnanstrich verpasst. Von der Alge lebt die Raupe eines Falters (der sog. Faultierzünsler), die wie ein Rasenmäher den Algenwuchs reguliert. Schlüpft nach der Puppenruhe aus dem Kokon der Raupe der Falter, hat der nicht einmal flugfähige Flügel, sondern nur Stümmelchen und ernährt sich von Hautschuppen und Haarbestandteilen des Faultieres, ähnlich wie eine Kleidermotte, wobei der Falter wie eine Art Müllabfuhr für seinen pelzigen Trägerorganismus wirkt. Das Faultier klettert ca. 1x/Woche zum Koten immer an derselben Stelle zu Boden, dabei huscht der Falter kurz aus dem Pelz und legt die Eier für die nächste Generation Raupen in den Kot, gleichzeitig steigen frisch geschlüpfte Raupen aus dem Kot in den Pelz. Soweit die Symbiose in gaaaanz groben Zügen.
Unklar ist, wie sie sich entwickelt hat. Was war zuerst da? Eine Alge, die auf einem Tier wohnt, damit es sie zur Sonne in die Baumwipfel trägt? Eine Motte, die Haarpflege betreibt? Ein Tier, das immer auf denselben Haufen kackt?
Klar ist, dass eine solche Entwicklung äußerst komplex ist und vieeeeel Zeit braucht. Es gibt mathematische Modelle, mit deren Hilfe man die Entwicklungszeit von Merkmalen eines Lebenwesens in etwa schätzen kann. Und für das, was sich da beim Faultier findet, gibt es Säugetiere einfach nicht lang genug, wenn diese Rechenmodelle auch nur annähernd stimmen...
Es sei denn, der Evolution läge ein Plan zugrunde. Sich nach Plan bewegen, wenn es ein Ziel gibt, geht grundsätzlich schneller als eine ungerichtete, rein zufällige Fortbewegung. Und den Plan müsste ja dann jemand gemacht haben...

Ich weiß, dass mein "Gottesbeweis" angreifbar ist: Unsere aktuellen Kenntnisse in der Mathematik und im Bereich der Evolutionstheorien könnten ja genausoweit von der Wirklichkeit entfernt sein, wie der Schöpfungsbericht in der Genesis.
Aber mich macht diese Symbiose auf dem Faultier irgendwie glücklich: Ich mag den Gedanken sehr, dass hier ein Plan existiert. Wenn ich mich als Biologin umsehe, habe ich, trotz all des Unheils, das Menschen in der Welt anrichten, keinen Zweifel an einem grundsätzlich liebenden Gott, der hinter allem steht. Denn da draußen ist Vieles schön. Und Liebe und Schönheit sind wie zwei Wohnungen in einem Haus, die gleich nebeneinander liegen. Schönheit wäre nicht nötig gewesen in der Schöpfung - aber sie ist da.
Bevor jemand vehement damit beginnt, meine Argumente zu zerpflücken: Das, was ich da zuletzt geschildert habe, will ich glauben. Also ist Einspruch zwecklos - aber Respekt wäre schön...
Isabelle hat gesagt…
Respekt bekommst du, von mir ganz sicher. Ich mag auch den Gedanken, dass Liebe und Schönheit in einen Haus wohnen. Von mir aus können sie sich sogar eine Wohnung teilen. Ich versteh eben nur nicht, dass einer immer wieder versucht (und es auch schafft) in diese WG einen Keil zu treiben.