"Mursi is gone. Al hamdulillah!"
Das waren die ersten Worte die mich gerade aus Luxor erreichten.
Der zweite Satz enthielt direkt die Hoffnung, dass die Touristen nun wieder nach Ägypten kommen.
Überall in Ägypten scheint die Freude heute groß zu sein.
Hier eine ägyptische Bloggerin mit den aktuellen Entwicklungen
Hier eine ägyptische Bloggerin mit den aktuellen Entwicklungen
Hoffen wir, dass es friedlich bleibt und die Übergangsregierung einen guten Job machen kann. Hoffen wir ebenfalls, dass der einfache Wunsch, die Touristen mögen wieder nach Ägypten kommen, kurzfristig Wirklichkeit werden kann.
Die Ägypter haben es verdient!
Mögen diese leeren Tempel bald der Vergangenheit angehören können, aber erst muss man abwarten wie sich die Zukunft entwickelt.
Kommentare
LG
Barbara
Das Problem ist wirklich das Desinteresse der westlichen Politiker. Ich weiß nicht ob es Dummheit, Unwissenheit oder was auch immer ist. Mursi bewegte sich nicht zur Demokratie hin, sondern eindeutig von ihr weg. Erdogan scheint die gleiche Richtung einschlagen zu wollen. Der Westen hat Angst vor einer Islamisierung und fördert sie gleichzeitig. Etwas, was ich auch absolut nicht verstehe.
Die Erfahrung lehrt uns, daß jede Veränderung Sieger und Besiegte, Täter und Opfer fordert und kennt. Einzelschicksale sind dabei sogenannte "Kollateralschaeden"... das wirklich schreckliche und zynische ist aber, daß es offenbar trotz aller Ethik und erklärter Menschenrechte noch keiner Staatsform gelungen ist ein System zu schaffen das Freiheit garantiert und Unterdrückung, sei sie physischer, psychischrr, finanzieller oder sozialer Art; politisch, religiös oder rassistisch motiviert; mit aller den Menschen gegebenen Macht verfolgt und aechtet.
Solange sich niemand findet der sich diesem Ziel uneingeschränkt vrrschreibt, kann jefe Revolution nur ein kleiner , und meist schmerzhaft blutiger, Schritt in die hoffentlich richtige Richtung sein.
Ich hoffe das für die Ägypter und alle die ihnen auf dem Weg in eine etwas gerechtere Welt folgen...
Die Leute wollten Mursi nicht mehr, aber er wollte keine vorgezogenen Wahlen akzeptieren und bezog sich in seiner Argumentation immer nur auf die Legitimation durch die Wahlen.
Gut, auch die Opposition hat durch ihre mangelnde Kommunikationsbereitschaft viele Fehler gemacht und das Militär handelt wohl nicht uneigennützig. Ich glaube aber, dass durch diesen Putsch die Gefahr eines Bürgerkrieges verkleinert wurde. Haben die Anhänger Mursis doch schon Kritik an ihm als göttliche Beleidigung verstanden.
Gerade heute habe ich noch mit Luxor telefoniert und wieder wurde betont wie glücklich man ist, dass Mursi nicht mehr Präsident ist.
Ich gebe dir aber Recht, dass das Militär auch keine politische Lösung ist. Das Militär strebt aber die politische Macht auch nicht an. Es geht wohl eher um wirtschaftliche Interessen und vielleicht auch ein bisschen um Liebe zum eigenen Land. Denn alle Ägypter die ich bisher kennen gelernt habe lieben ihr Land.
Wie sich die Lage in Ägypten entwickeln wird, ist leider ohne den Blick in die Glaskugel nicht möglich. Immerhin hat das Militär gestern alle Parteien an einen Tisch geholt und zumindest die Salafisten haben sich diesem Bündnis angeschlossen. Auch der höchste Scheich der Al-Ahzar Moschee, wie auch der koptische Papst, die Tamarodbewegung und El Baradei sind in diese Runde eingebunden. Natürlich wird spekuliert, ob sich die MB jetzt im Untergrund dem Extremismus zuwenden und ja, für heute (Freitag) sind nun Demonstrationen der MB angekündigt.
Dass die Al-Ahzar Moschee als höchste sunnitische Instanz, wie auch die Salafisten mit ihrer Al-Nuhr Partei an diesem Bündnis teilnehmen, nimmt den MB m.E. den Wind aus den Segeln. Man muss sehen ob sie sich jetzt radikalisieren, oder letzten Endes doch auch an den runden Tisch setzen. Selbst Nahostexperten haben zur Zeit die unterschiedlichsten Einschätzungen.
Sicher hat die Armee auch eigene Beweggründe in dieser Situation einzugreifen. Darüber hinaus hat sie wohl aber auch das aufgegriffen, was große Teile des Volkes gefordert haben. Wichtig ist für die folgenden Wochen, dass zur Bildung einer neuen Regierung ein demokratischer Prozess in Gang gesetzt wird, das Millitär also die Macht wieder abgibt. Bisher kann zumindest ich das Eingreifen des Millitärs nicht so verurteilen, wie es große Teile der westlichen Politiker tun. Das kann ich erst, wenn dieser demokratische Prozess nicht eingeleitet wird.
Diese Demokratie ist jung, sie zeigt uns, dass Dinge veränderbar sind. Ich sehe Hoffnung in diesem Land. :)
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Ohne die Situation in Ägypten zu verfolgen, sehe ich das genauso. Wie in der Türkei ist es ein Konflikt zwischen sehr gläubiger Landbevölkerung und gemäßigten Städtern.
Und ich denke, dass in beiden Ländern die Städter akzeptieren sollten, dass die überwiegende Mehrheit einen religös ausgerichteten Stadt haben wollen.
BTW: Ist das Buch angekommen?
http://www.aljazeera.com/indepth/2011/02/201126101349142168.html
http://www.aljazeera.com/programmes/aljazeeraworld/2012/05/2012517131828948619.html
Zu den Wahlen: Ja, Mursi wurde demokratisch gewählt, aber legalisiert dies all sein tun? Viele Ägypter sind keine MB und haben ihn gewählt in reinem Gottvertrauen und um die alten Mächte nicht (wieder) an die Macht zu lassen. Aber das eine Jahr hat gezeigt, dass Mursi nicht am Wohle des ägyptischen Volkes interessiert ist. Die Menschenrechtsverletzungen und Verfolgungen von Journalisten waren zum Ende hin höher als unter Mubarak (siehe hierzu Berichte von Amnesty International). Salafisten konnten im TV Todesfatwas aussprechen, Ballett sollte verboten werden und der letzte Geniestreich von Mursi war es, ein Mitglied der einst militanten Gamaa Islamiya (sie hatte 1997 in Luxor 60 Touristen umgebracht) in Luxor als Tourismusgouverneur einzusetzen.
Hier haben die Menschen in Luxor schon so Massiv gegen diese Entscheidung demonstriert, dass der Gouverneur sein Amt dann doch nicht angetreten hat.
Mursi argumentierte mit der Legalität der Wahl im Amt zu bleiben und die drei Jahre weiterhin für die Demokratie in Ägypten zu arbeiten. Da es jedoch kein Zeichen für wirklich demokratische Ansätze gab und es den Menschen tatsächlich schlechter geht als unter Mubarak, fingen die Ägypter an sich zu wehren mit den ihnen zur Verfügung stehendem Mittel: Demonstration.
Ich bin keine Expertin, aber ich kann mir vorstellen, dass das Militär (selbstverständlich neben eigenen wirtschaftlichen Interessen) den Willen der breiten Masse umsetzten wollte um eine Eskalation zu verhindern.
Immerhin sollen nun alle wichtigen Gruppen an einer Lösung beteiligt werden. Am Mittwochabend wurde die Gruppe vorgestellt:
Der Scheich der Al-Ahzar Moschee (immerhin die wichtigste sunnitische Institution der arabischen Welt), der Papst der Kopten, die Salafisten vertreten durch die Al-Nuhr Partei, El Baradei und ein Mitglied der Tamarodbewegung.
Noch nicht einmal die Nahostexperten sind sich einig, wie es mit Ägypten weitergehen wird, ich erst recht nicht. Aber ich wünsche den Menschen Ruhe, Frieden und ein Einkommen welches zum Leben reicht.
Ich bin wirklich fassungslos was gerade in diesem Land passiert. Ich denke aber mit oder ohne Eingreifen des Millitärs hätten wir heute diese Situation. Wenn ich etwas ausgeruhter bin schreibe ich vielleicht noch ein Post zu dem Thema.
Jetzt aber erst einmal: Gute Nacht