Fabio Volo - Lust auf dich

Diogenes Verlag - ISBN: 978-3-257-30025-3





Klappentext:

Sinnlichkeit und Phantasie - made in Italy.
Die Geschichte einer jungen Frau, die die Lust am Leben und an der Liebe zurückgewinnt.










Schlimmer als ein verwehrter Kuss, wenn man gerne einen hätte, ist ein Kuss, den man kriegt, wenn es zu spät ist.
Jetzt schreiben Männer schon Romane über die Lust der Frau - Aus Sicht einer Frau. Falls dies kein neues literarisches Phänomen darstellt, bitte ich meine Unwissenheit zu entschuldigen. Es ist nicht mein bevorzugtes Genre. Ich habe auch nicht "Shades of Grey" gelesen, wobei diese Aussage hier lediglich als Feststellung dient um Enttäuschungen vorwegzugreifen, ich kann keine Vergleiche ziehen. 
Allerdings kann ich mir die Bücher vom Diogenes Verlag auch nicht so recht auf einem Verkaufsstand für erotische Literatur vorstellen. 

Elena, eine junge Frau, hat früh geheiratet. Ihre Ehe mit Paolo ist ereignislos, leblos. Eines Tages lässt sie sich mit einem Fremden auf eine Affäre ein und diese Affäre wird ihr Leben verändern.
Es gibt viel Erotik und Sex in diesem Roman. Geschickt als Stilmittel eingesetzt, die Entwicklung Elenas zu dokumentieren, und gleichzeitig sehr schön zu lesen. Direkt und ehrlich, ohne dabei die Linie des Geschmacklosen zu übertreten.
"Jahrelang habe ich darauf gewartet, dass mein Leben sich verändert. Heute weiß ich, dass mein Leben darauf gewartet hat, dass ich mich verändere."
Es geht nicht um die Frage von Schuld, Untreue oder den Betrug am Partner. Es geht um den Betrug an sich selbst, um die Lüge am und im eigenen Leben, die so viele Menschen aufrecht erhalten. Man lebt sein Leben weil es so einfacher ist. Weil man kein anderes kennt, es aber immerhin der Vorstellung von Leben entspricht.
"Unser Lebensweg wurde von unseren Grenzen und Ängsten bestimmt. Ohne es je zu hinterfragen, haben wir in einer Art Blase gelebt, abgekapselt vom eigentlichen Leben."
 "Wenn die Zukunft weniger eine Hoffnung ist als eine Bedrohung, braucht man verdammt viel Energie, um sich eine Gegenwart zu erfinden."

Elena traute sich in dieses außereheliche Verhältnis und wächst daran. Sie entdeckt ihre Weiblichkeit, eine ungeahnte Lebendigkeit. Es ist großartig sie auf diesem Weg zu begleiten. Volo lässt den Leser dafür an Elenas Tagebucheintragungen teilhaben, was der ganzen Geschichte mehr Authenzität verleiht. Elena ist ihrem Geliebten verfallen, nicht weil sie ihm hörig ist, nein, weil sie ihr neues Ich mag. In der Wohnung des Liebhabers erwacht dieses neue Ich zum Leben, es gelingt ihr jedoch nicht es außerhalb in ihren Alltag zu integrieren. Noch nicht.
Es ist wunderbar diese Frau bei ihrer Veränderung zu begleiten. Man darf sich und allen anderen Menschen tatsächlich solch ein Verhältnis wünschen wenn es dazu beiträt, sein wahres Ich zu entdecken.

"Jede Frau sollte einem Mann begegnen, der ihr die Möglichkeit gibt, ihre Sinnlichkeit zu entdecken. Einem Mann, bei dem sie sich lebendig fühlt, wenn er sie in die Arme nimmt."
Was treibt den männlichen Part dieser heimlichen Beziehung zu seinem Verhalten? Wie geht Paolo mit den spürbaren Veränderungen seiner Frau um? Auch diesen Fragen geht der Autor erstaunlicherweise, zumindest im Ansatz, in diesem 300 Seiten starken Roman nach.
"Lust auf dich" ist ein Roman, den ich sehr gerne gelesen habe. Weitere Bücher von Fabio Volo stehen auf meiner Wunschliste. Nebenbei ist mir einmal mehr deutlich geworden, dass gerade männliche Autoren die besseren Liebesromane schreiben, zumindest für meinen Geschmack.

Kommentare

The Paper Art Shop hat gesagt…
Hab von ihm "Noch ein TAg und eine Nacht" gelesen, auch sehr schön. Deins kommt auf meine Wunschliste!
Isabelle hat gesagt…
Und hier steht jetzt noch: "Einfach losfahren". Ich bin gespannt.
Mischa hat gesagt…
Hab ich mir jetzt grad gekauft, denn, hurra, ich habe Urlaub, das wird meine Urlaubswochenendlektüre. Ich freu mich schon :)
Isabelle hat gesagt…
Ich wünsche einen schönen Urlaub und ich bin gespannt, wie dir das Buch gefällt. Bitte gib mir einen kurzen Abschlussbericht.
Isabelle hat gesagt…
"Bitte gib mir einen kurzen Abschlussbericht." Was habe ich denn da für einen Mist geschrieben? Könnte an der Uhrzeit gelegen haben. Soll einfach heißen: ich bin gespannt wie es dir gefällt. :-))