Anthony McCarten - Englischer Harem

Die Frankfurter Buchmesse 2012 schloss letzten Sonntag ihre Tore. Ehrengast war dieses Jahr Neuseeland, was ich einfach zum Anlass nehmen möchte ein Buch von Anthony McCarten hier vorzustellen. Auch wenn er mittlerweile in London wohnt, so ist er doch in Neuseeland geboren und aufgewachsen.


Diogenes - ISBN: 3257239408






Klappentext
"Eine junge Frau zu ihren Eltern, untere Mittelschicht im Londoner Vorort:" Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Ich heirate, die schlechte: er ist Perser. Und übrigens: Er hat bereits zwei Frauen," So beginnt ein provozierender Roman über Heimat, Kochen und die Faszination des Fremden ... und eine Liebesgeschichte wie keine andere - für diese Zeit."







Anthony McCarten ist ein wunderbarer Roman über das Zusammenprallen von Orient und Okzident gelungen.
Tracy, eine junge Tagträumerin, verliert ihren Job im Supermarkt. Mit Hartnäckigkeit und Verstand gelingt es ihr die Arbeit als Kellnerin in einem persischen Restaurant zu erhalten. Mit dieser Stelle öffnet sich für Tracy, wie auf für den Leser, die Tür zu einer anderen Welt, einer orientalischen Welt mit all ihrer Exotik und Fremdheit.
Tracy ist aber mehr als nur verträumt, sie ist hingerissen, aber auch ernsthaft interessiert an der persischen Welt aus welcher ihr Vorgesetzter Sam stammt.
Ihre Entscheidung, die dritte Ehefrau, dieses muslimischen Restaurantbesitzers, im "gesitteten" England zu werden stößt auf mehr als nur auf Unverständnis, Tracys Entscheidung bringt ein ganzes westliches Weltbild zum Wanken. Es öffnen sich Tür und Tor für Vorurteile und schmutzige, bis neidische Phantasien über orgiastische Bettgeschichten. Warum sonst heiratet ein Mann schließlich drei attraktive Frauen?
Besonders gut tut es dem Roman in England zu spielen, so verkommt er nicht zu einer Geschichte aus 1001 Nacht, sondern bleibt für europäische Leser in bekannten Gefilden und somit real und greifbar. Er spielt mit unseren Ängsten und Vorurteilen dem Unbekannten gegenüber.
Dies tut er aber nicht nur einseitig und aus westlicher Sicht, wird es doch besonders originell als Sams Eltern aus dem Iran nach England kommen und gemeinsam mit Tracys Eltern gegen diese dritte Heirat wettern.

Eine wirklich unterhaltsame und intelligent erzählte Geschichte die genügend Diskussionsstoff liefert. Glücklicherweise ohne den Zeigefinger zu erheben.

Kommentare

Mischa hat gesagt…
Ein wunderbares Buch, das verschiedene Blickwinkel öffnet, immer wieder die Perspektive verschiebt. Es hat mir außerordentlich gut gefallen.
Isabelle hat gesagt…
Ja, ein tolles Buch. Und weil es so gut war habe ich noch "Hand aufs Herz" gelesen.Die anderen Bücher sind in den unendlichen Tiefen meines SuBs verborgen und warten darauf gelesen zu werden.