Immer wieder Luxor


Und wieder hatte es mich im September nach Luxor, meinem selbsternannten Lieblingsort in Ägypten, getrieben.
Dies war mein vierter Aufenthalt auf der Westbank in eineinhalb Jahren und persönliche Kontakte konnten vertieft werden und weiter reifen. 
So ergab sich auch der glückliche Umstand eine Wohnung in Neu Qurna direkt neben einem Teil der mir bekannt und lieb gewonnenen Familie, mieten zu können. Urlaub mit Familienanschluss so zu sagen.
Da der Familienvater bis spät in der Nacht versuchte den wenigen in Ägypten verweilenden Touristen in einem Basar an einem der Altertümer vielleicht doch ein wenig Geld aus den 
Rippen zu leiern, saß der Rest der Familie meist abends mit mir zusammen vor dem Haus.
Es ist toll wie viel Spaß man dabei mittels eines visuellen Wörterbuches deutsch - arabisch an solchen Abenden haben kann, verbunden mit der Erkenntnis: so einfach kann Völkerverständigung sein!
Einen Vormittag hatte ich das große Glück einen Familienbacktag zu erleben.
Die Teigherstellung habe ich leider verpasst, die anderen Vorbereitungen bis zum Backen konnte ich jedoch mit großer Spannung verfolgen und tatkräftig unterstützen.
29 Brotlaibe mit der Größe einer mittleren Pizza wurden an diesem Morgen hergestellt und was soll ich sagen, es geht auch in Ägypten nichts über den Geschmack von frisch gebackenem Brot.


derweil wird der Ofen befeuert, und die Brotrohlinge ...
mittels einer Nadel rundherum eingeschnitten, so dass sie beim Backen besser aufgehen.
Und rein ins Vergnügen.
Fertig.


Leider waren nicht alle Eindrücke so positiv, was aber nicht an den Ägyptern lag, sondern den Umständen geschuldet ist.
Der ganze Tourismus in Ägypten leidet seit der Revolution unter massiven Einbussen. Finden sich die ersten Gäste zum Baden und Tauchen in Hurghada und ähnlichen Badeorten ein, so sieht es in Luxor immer noch ganz anders aus. Schade eigentlich, denn gerade jetzt können Kulturbegeisterte in aller Ruhe alle Tempel und Schätze dieses Landes in Ruhe besuchen und genießen. Es ist schon etwas anderes Hatschepsut alleine für sich zu erschließen oder mit Massen durch den Tempel geschoben zu werden. 



oder Hatschepsut
na gut, fast leer.
Viele Restaurants die ich noch vom letzten Jahr kannte haben geschlossen und die Besitzer ihre Zelte abgebrochen, traurige Anblicke.
Die Menschen sind verzweifelt und kämpfen ums tägliche Überleben. Man kann es sich hier bei uns gar nicht vorstellen. Keine Sozialhilfe, kein Krankengeld, nichts. Und immer noch sind die Menschen freundlich. Ich wurde in keiner Weise bedrängt oder negativ angemacht. Ich bin ehrlich, ein "ägyptischer Wachhund" in Form eines guten Freundes hielt sich immer in meiner Nähe auf. Bei Interesse gebe ich gerne seine Telefonnummer weiter, denn er ist Taxifahrer und immer um das Wohl seiner Gäste bemüht.
Profanes Tanken artet derweil schnell in einem Ganztagsjob aus. Wenn es denn Benzin an einer Tankstelle gibt, wird diese Mitteilung per Mobiltelefon weitergeleitet und alles mit Motor und mindestens 2 Rädern fährt zu diesem Ort, um an die pro Wagen rationalisierten 20 Liter Benzin zu gelangen. Und dann heißt es warten, 4 Stunden, 6 Stunden, wer weiß das schon. Ich habe mir sagen lassen, dass es dabei manchmal auch zu Drängeleien und anderen unschönen Auseinandersetzungen kommen kann.
Auf den Pfaden der alten ägyptischen Kultur wandelnd ging es dieses mal in das Ägyptische Museum in Luxor. Herrlich, wohltemperierte 24 Grad Celsius wenn im Freien noch gefühlte 45 Grad herrschen. 





Selbst die alltäglichen Dinge wie die Gasflaschen zum Kochen sind derzeit Mangelware (wohl nicht nur in Luxor wie ich der Presse entnehmen konnte). Es gab tatsächlich einen Tag an dem es nichts Warmes zu essen gab da fast alle Anbieter kein Gas zum Kochen mehr hatten. Ich bin nicht verhungert, aber die Betroffenen haben natürlich beträchtliche Gewinneinbußen, denn viele Ägypter nutzen das „take away“ Angebot.. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass sich natürlich auch der Preis für dieses begehrte Gut erhöht hat.
Eine Dame im Rückflieger hat eine Woche auf dem Nil verbracht, es wurde der Reisegruppe mitgeteilt, dass von 400 Schiffen nur 20 im Einsatz seinen und ihr Reiseleiter den ersten Auftrag seit 6 Monaten hatte.
Egal, mich hält das nicht ab, ich hoffe Anfang des Jahres wieder in Luxor sein zu können um mich dann hoffentlich durch Massen an Touristen zu drängeln. 

Kommentare

Weltentdeckerin hat gesagt…
Tolle Impressionen. Ich bin ganz neidig. :)
Isabelle hat gesagt…
Dankeschön. Ich bin auch immer wieder begeistert. Vor allem die privaten Kontakte ermöglichen tiefere Einblicke in diese andere Welt.
Anonym hat gesagt…
Hallo Isa, ich hab deinen Link von Amine. Mein Sohn (19) fliegt nächste Woche allein und zum ersten Mal nach Ägypten (Hurghada - Luxor - Assuan - Luxor - Hurghada). Gibt es etwas, dass du ihm raten würdest? Vielen Dank für deine Tipps im Voraus, Sylvia
Isabelle hat gesagt…
Hallo Sylvia, so auf die Schnelle ist es nicht zu beantworten. Aber es wäre hilfreich zu wissen ob dein Sohn alleine oder in einer organisierten Reisegruppe unterwegs sein wird. Heute Abend werde ich noch ein bisschen schreiben.
Isabelle hat gesagt…
Gut, ich gehe einfach mal davon aus, dass er nicht alleine ist. Dann sind Besichtigungen, etc. eingeplant und organisiert.
Dein Sohn sollte Euros am Ankunftsflughafen in Ägyptische Pfund tauschen und Trinkgelder, u.ä. nicht in Euromünzen bezahlen. Keine Bank der Welt tauscht Hartgeld anderer Währung um, und der Ägypter hat dann Geld mit dem er nichts anfangen kann. 1,00 € ca. 9,00 ägyptische Pfund (EP).
Ich würde zur Zeit mit technischen Geräten nicht so in der Öffentlichkeit hantieren. Smartphone, Laptop, etc. Das könnte vielleicht Begehrlichkeiten wecken.

Eine ägyptische Telefonkarte ich weitaus günstiger als die deutsche Karte zu nutzen.

Unbedingt heimisches Essen probieren, jedoch kein Leitungswasser trinken. Wenn er mal Durchfall bekommen sollte, bekommt eigentlich jeder: Antinal in der Apotheke kaufen. Präpaparate aus D helfen wenig.
Abends und Nachts kann es nun etwas kälter sein, nicht gedämmte Häuser ohne Heizung sind da nicht gerade gemütlich. Dickere Sachen einpacken.

Falls du noch mehr Infos braucht, einfach melden. Ansonsten viel Spaß in Ägypten.
Anonym hat gesagt…
Hallo Isa, vielen tausend Dank für die Rückmeldung und die guten Tipps! Doch - er macht die Reise ganz allein und ohne Reisegruppe. Er wird in Hurghada ankommen, in der Nacht mit dem Bus nach Luxor fahren und zwei Tage später von da nach Assuan weiterreisen (wohl auch mit dem Bus oder per Nilfahrt...). Nach zwei bis drei Tagen Aufenthalt in Assuan wird er die Rückreise auf gleichem Wege wieder antreten, um am 30.12. wieder nach Hause zu fliegen. Ich mache mir etwas Sorgen hinsichtlich der politischen Lage dort.... und seiner Idee total allein zu reisen....Viele Grüße, Sylvia
Isabelle hat gesagt…
Keine Sorge, es wird schon nichts passieren. Wie kommt er denn mit dem Bus von Hurghada nach Luxor? Mit Superjet?
Schick mir bitte mal eine Mail an mail-an-papyrus@web.de dann kann ich dir noch ein paar Telefonnummern von Ägyptern geben die ihm, auf englisch, helfen können. Ich habe bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht, die meisten Ägypter sind sehr hilfsbereit und freundlich. Natürlich bedrängen sie einen zur Zeit stärker wegen Trinkgeldern, kein Wunder wenn man so lange nichts verdient.
Lies doch bitte noch den Beitrag, denn so ein bisschen Landessprache kann nicht schaden und die Ägypter werden begeistert sein. Der Kauderwelschsprachführer ist fürs erste ganz gut und hilfreich.
Er sollte auch nicht zu viel Bargeld mit sich führen, sondern am Automaten ziehen, allerdings habe ich bei einem mal kein Geld bekommen, wurde aber abgebucht. Es wurde zurück überwiesen.
Anonym hat gesagt…
Wie ist es deinem Sohn ergangen Sylvia??
Isabelle hat gesagt…
Ich weiß nicht, ob mein Blog tatsächlich das richtige Forum für diese Frage ist. Es ist ihm aber gut ergangen und er ist wohlauf wieder zu Hause gelandet.