Kamal Ben Hameda - Sieben Frauen aus Tripolis
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Graf-Verlag - ISBN: 9783862200238 |
Klappentext:
"Für den libyschen Autor Kamal Ben Hameda war das Tripolis seiner Kindheit eine Stadt der Frauen. Fasziniert lauschte der kleine Junge den Geschichten seiner Mutter und ihrer Freundinnen. Ihre Schicksale waren wir aus Tausend und einer Nacht:Voll Tragik, Sehnsucht und Geheimnis"
Der Junge Hadachinou spielt nicht gerne mit anderen Jungen. Seine Welt sind die Frauen. Er liebt es sie zu belauschen, zu beobachten und unter ihnen zu sein. Die Welt der Frauen in den 1960 er Jahren in Libyen, ist eine eigene. Die Männer sind brutale Eindringlinge, man trifft sie nur zum Essen am Küchentisch und zur Nacht.
Mit wenigen Worten schafft es der Autor eindringlich das Bild eines Mannes zu zeichnen, der seine Frau schlägt, sie finanziell kurz hält. Und die Frau? Sie zieht sich zurück, baut sich ein Nest in der Geborgenheit von Freundinnen.
"Manchmal fragte ich mich, wie jede Einzelne der so unterschiedlichen Frauen stundenlang jeweils über ihren Gott, ihr Volk oder ihre Gedanken spintisieren konnte, ohne dass dadurch ernsthaft Konflikte entstanden. Der Grund war, dass diese Frauen weder Machtpositionen noch irgendeinen Besitz zu verteidigen hatten. All das war Sache der Bewohner jenseits der Mauern: der Männer, [...]"
Tripolis in dem Buch ist ein anderes als wir es heute kennen. Es geht nicht um große Politik, um die Zeit vor Gaddafi, oder unter seiner Herrschaft. Es geht um Kindheitserinnerungen in einer Stadt die heute eine andere ist, ohne diese Erinnerungen zu verklären und zu beschönigen.
Die Buchreligionen lebten harmonisch nebeneinander, man respektierte sich gegenseitig. So wie man den Jungen Hadachinou in der Mitte der Frauen nicht nur erduldete, sondern sich an seiner Anwesenheit erfreute. Denn noch war er ein netter kleiner Junge und keine Bedrohung.
Die Welt der Frauen hat sich nicht geändert, sie ist klein geblieben. Das Patriarchat hat in diesem Teil der Gesellschaft bis heute Bestand.
Kamal Ben Hameda hat den Frauen ein poetisches Denkmal gesetzt, sie in den Fokus gerückt und erlaubt einen kleinen Einblick in diese für uns so fremde Welt.
Kommentare
Doch, das Patriarchat herrscht in den arabischen / islamischen Ländern noch vor. Aber für die Emanzipation sind die Frauen dort selber zuständig, das kann nicht von außen kommen. So langsam formiert sich auch Widerstand gegen dieses System, wie auch die Frauen in Tunesien für den Erhalt ihrer Rechte kämpfen, denn ihnen ging es besser als Frauen in anderen Ländern
klick
Das von dir genannte Buch und den Autor kenne ich nicht, ich werde mich aber mal auf die Suche machen.
Mir macht es Spaß, arabische Autoren zu entdecken, dafür bleiben andere Länder weitest gehend unentdeckt.
Vielleicht findest du ja Autoren aus einem anderen Land
Liebe Grüße.
Über die Bücher die ich gerade lese ("Rafik Schami - Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte" und "Nasr Hamid Abu Zaid - Ein Leben mit dem Islam"), werde ich wohl auch noch etwas schreiben.