"Mursi is gone. Al hamdulillah!"


Das waren die ersten Worte die mich gerade aus Luxor erreichten.  
Der zweite Satz enthielt direkt die Hoffnung, dass die Touristen nun wieder nach Ägypten kommen.

Überall in Ägypten scheint die Freude heute groß zu sein. 

Hier  eine ägyptische Bloggerin mit den aktuellen Entwicklungen

Hoffen wir, dass es friedlich bleibt und die Übergangsregierung einen guten Job machen kann. Hoffen wir ebenfalls, dass der einfache Wunsch, die Touristen mögen wieder nach Ägypten kommen, kurzfristig Wirklichkeit werden kann. 

Die Ägypter haben es verdient!




Mögen diese leeren Tempel bald der Vergangenheit angehören können, aber erst muss man abwarten wie sich die Zukunft entwickelt.





Kommentare

Holger Grafen hat gesagt…
Ich verstehe nicht genug von der politischen Situation in Ägypten, um über die Protestler zu richten, aber Mursi, man kann die Moslembrüder mögen oder nicht (ich persönlich bin für strikte Trennung von Staat und Religion), war der erste wirklich demokratisch gewählte Präsident Ägyptens seit Jahrzehnten. Den Jubel der Massen kann ich nicht nachvollziehen. Ein Haufen Generäle putscht und setzt einen dem Militär hörigen "Verfassungsrichter" als Präsidenten ein und die Protestler feiern dies als Sieg der Revolution. Haben sie all die Toten und Verletzten im Kampf gegen die letzte Diktatur bereits vergessen? Der letzte Diktator Mubarak war ebenfalls ein (Ex-)General und zahlreiche Parlaments- und Kabinettsmitglieder hatten ebenfalls nur ihre Uniform gegen den Nadelstreifenanzug getauscht. Wann lernen die Menschen endlich, dass Generäle in der Politik nichts zu suchen haben und sie ihre Probleme selbst lösen müssen? Ich lebe in Thailand und habe hier einen Militärputsch und brutalste Niederschlagungen miterleben müssen. Solange sich die Armee als oberste moralische Instanz und als höchsten Richter begreift, wird es niemals wirkliche demokratische Reformen geben, nicht bei uns in Thailand und nicht in Ägypten. (PS: Was die wirtschaftliche Situation in Ägypten betrifft, so sind an allen grösseren Unternehmen und Konzernen des Landes hochrangige Militärs beteiligt, ein Schelm, der Böses dabei denkt).
Aras Orhon hat gesagt…
der Westen versteht kaum die Beweggründe, die die Armee zum Eingreifen veranlasst hat. Ähnlich war es in der Türkei. Einige hundert hochrangige Offiziere sitzen im Gefängnis, ohne zu wissen, wann in ein Prozess gemacht wird. Die Anklage gegen sie ist - so wird vermutet, eine konstruierte. Die AKP ist bislang geschickter vorgegangen und hat den gesellschaftlichen Umbau, den sie jetzt finalisieren will, taktisch besser vorbereitet. Es gibt sie nicht mehr, die uniformierte kemalistische Opposition. Die EU hat kräftig mitgebastelt an der Machtbasis der Islamisten, einfach weil viele westlichen Politiker die historischen Zusammenhänge nie begriffen haben. Ob die (noch) laizistische Verfassung abgeschafft und der Gottesstaat verkündet wird, ist ungewisser denn je. Eine Armee, die sich traut einzugreifen ist de facto nicht mehr existent in der Türkei.
barbara rath hat gesagt…
...schläfst du angesichts der rasanten Entwicklungen überhaupt noch? Ich schätze mal, die aufregenden ägyptischen Zeiten sind für dich momentan recht anstrengend, oder?
LG
Barbara
Mischa hat gesagt…
Ich hoffe für alle Ägypter, dass das Land wieder in ruhigeres Fahrwasser kommt. Und dass sie zu der Demokratie finden, die sich die Ägypter tatsächlich wünschen. Ich bewundere die Menschen für ihren Mut.
Isabelle hat gesagt…
Die Vorgänge in der Türkei habe ich ehrlich gesagt nicht über Jahre verfolgt. Umso erstaunter war ich über die letzten Ereignisse.
Das Problem ist wirklich das Desinteresse der westlichen Politiker. Ich weiß nicht ob es Dummheit, Unwissenheit oder was auch immer ist. Mursi bewegte sich nicht zur Demokratie hin, sondern eindeutig von ihr weg. Erdogan scheint die gleiche Richtung einschlagen zu wollen. Der Westen hat Angst vor einer Islamisierung und fördert sie gleichzeitig. Etwas, was ich auch absolut nicht verstehe.
Unknown hat gesagt…
Die Problematik bei (fast?) allen Oppositionsbewegungen ist eben, daß sich eine oftmals beachtliche Menschenmenge zusammenfindet weil alle wissen was sie nicht wollen, in Ihren Gruppierungen aber völlig unterschiedliche Ziele verfolgen. So etwas wie DIE Opposition gibt es somit gar nicht, woraus logisch folgt, daß der eigentliche Machtkampf erst nach der Revolution/dem Putsch beginnt. Der einzige Unterschied zum "Vorher" ist leider meist, daß die gestürzte Partei nicht mehr zum Kreis derer zahlt die angeblich den einzg richtigen Weg kennen und verfolgen.
Die Erfahrung lehrt uns, daß jede Veränderung Sieger und Besiegte, Täter und Opfer fordert und kennt. Einzelschicksale sind dabei sogenannte "Kollateralschaeden"... das wirklich schreckliche und zynische ist aber, daß es offenbar trotz aller Ethik und erklärter Menschenrechte noch keiner Staatsform gelungen ist ein System zu schaffen das Freiheit garantiert und Unterdrückung, sei sie physischer, psychischrr, finanzieller oder sozialer Art; politisch, religiös oder rassistisch motiviert; mit aller den Menschen gegebenen Macht verfolgt und aechtet.
Solange sich niemand findet der sich diesem Ziel uneingeschränkt vrrschreibt, kann jefe Revolution nur ein kleiner , und meist schmerzhaft blutiger, Schritt in die hoffentlich richtige Richtung sein.
Ich hoffe das für die Ägypter und alle die ihnen auf dem Weg in eine etwas gerechtere Welt folgen...
Holger Grafen hat gesagt…
Leider teile ich deine Hoffnung nicht, dass es jetzt ruhiger wird. Im Gegenteil, ich denke mit dem Putsch und den Massenverhaftungen bei den Moslembrüdern steht Ägypten näher am Abgrund als jemals zuvor. Ich bin sogar fest davon überzeugt, dass das Militär oder deren Familienangehörige(die laut Al Jazeera/English mehr als 60% der Wirtschaft kontrollieren) absichtlich die wirtschaftliche Situation verschlechtert haben, um Unruhen zu provozieren. Und bin auch fest davon überzeugt, dass diesmal viele Anhänger des ehemaligen Diktators Mubarak unter den Demonstranten waren. Ich lehne genau wie du diese religiösen Fanatiker (Salafisten, Wahabiten, etc) absolut ab, aber ein Putsch und Massenverhaftungen reißen nur neue und immer tiefere Gräben auf, die irgendwann in Gewalt eskalieren. Nach der letzten Niederschlagung einer Protestbewegung durch das Militär in Thailand in 2010 folgte zunächst eine Serie von Bombenanschlägen, dann weitere Massenproteste. Bis heute stehen sich die politischen Lager unversöhnlich gegenüber. Auch wenn es hier an der Oberfläche zunächst ruhig scheint, unter der Oberfläche brodelt es immer heftiger und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Lage eskaliert. Und was die Lage in Ägypten betrifft: die Anhänger der Moslembrüder haben bereits neue Massenproteste angekündigt. Wie hoch die Gewaltbereitschaft bei ihnen ist, kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nur (habe vor einigen Monaten mal eine sehr gute, einstündige Dokumentation über die Geschichte dieser Organisation auf Al Jazeera gesehen), dass sie extrem gut organisiert und in der ländlichen und der armen Bevölkerung sehr tief verankert sind. Ich glaube, Ägypten stehen noch sehr unruhige Zeiten bevor, was den Hardlinern im Militär sehr entgegenkommen dürfte.
Isabelle hat gesagt…
Ehrlich gesagt empfand ich die Revolution 2011 für mich persönlich anstrengender, auch wenn diesmal wieder Ende offen ist. Vielleicht habe ich einfach dazu gelernt und weiß, dass ich eh nichts beeinflussen kann. I
Isabelle hat gesagt…
Ich bin auch keine Fachfrau und kann nur meine persönliche Meinung zum Besten geben. Ja, Mursi wurde demokratisch gewählt. Aber er hat das Land in eine islamische Richtung drängen wollen. Salafisten durften im TV Todesfatwas aussprechen, die weltweite Gleichstellung der Frau wurde von den MB abgelehnt. Die letzte Idee von Mursi war der neue Tourismusgouverner in Luxor. Er war 1997 Mitglied der Gruppe Gamaa Islamiya, diese Gruppe war für den Anschlag mit 60 toten Touristen in Luxor verantwortlich, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Die Leute wollten Mursi nicht mehr, aber er wollte keine vorgezogenen Wahlen akzeptieren und bezog sich in seiner Argumentation immer nur auf die Legitimation durch die Wahlen.
Gut, auch die Opposition hat durch ihre mangelnde Kommunikationsbereitschaft viele Fehler gemacht und das Militär handelt wohl nicht uneigennützig. Ich glaube aber, dass durch diesen Putsch die Gefahr eines Bürgerkrieges verkleinert wurde. Haben die Anhänger Mursis doch schon Kritik an ihm als göttliche Beleidigung verstanden.
Gerade heute habe ich noch mit Luxor telefoniert und wieder wurde betont wie glücklich man ist, dass Mursi nicht mehr Präsident ist.

Ich gebe dir aber Recht, dass das Militär auch keine politische Lösung ist. Das Militär strebt aber die politische Macht auch nicht an. Es geht wohl eher um wirtschaftliche Interessen und vielleicht auch ein bisschen um Liebe zum eigenen Land. Denn alle Ägypter die ich bisher kennen gelernt habe lieben ihr Land.
Isabelle hat gesagt…
Ich wünsche den Ägyptern wirklich von ganzem Herzen, dass sich die Lage zum Positiven verändert. Die Demokratie wird nur ganz langsame Schritte machen können. Aber aller Anfang ist schwer. Ich hoffe nur man lässt sie.
Isabelle hat gesagt…
Ich habe zu meinem ersten Kommentar noch etwas hinzu gefügt, so dass die logische Reihenfolge nun unterbrochen ist. Hm.

Wie sich die Lage in Ägypten entwickeln wird, ist leider ohne den Blick in die Glaskugel nicht möglich. Immerhin hat das Militär gestern alle Parteien an einen Tisch geholt und zumindest die Salafisten haben sich diesem Bündnis angeschlossen. Auch der höchste Scheich der Al-Ahzar Moschee, wie auch der koptische Papst, die Tamarodbewegung und El Baradei sind in diese Runde eingebunden. Natürlich wird spekuliert, ob sich die MB jetzt im Untergrund dem Extremismus zuwenden und ja, für heute (Freitag) sind nun Demonstrationen der MB angekündigt.
Dass die Al-Ahzar Moschee als höchste sunnitische Instanz, wie auch die Salafisten mit ihrer Al-Nuhr Partei an diesem Bündnis teilnehmen, nimmt den MB m.E. den Wind aus den Segeln. Man muss sehen ob sie sich jetzt radikalisieren, oder letzten Endes doch auch an den runden Tisch setzen. Selbst Nahostexperten haben zur Zeit die unterschiedlichsten Einschätzungen.
Isabelle hat gesagt…
Es wird wohl nie eine ideale Staatsform gefunden werden. Immer wird der Mensch seine "Freiheit und Ideale" verteidigen und somit die Freiheit und Ideale seiner Mitmenschen einschränken. Aber jeder Schritt in die richtige Richtung ist ein richtiger Schritt (wie philosophisch ich sein kann ;-)
Isabelle hat gesagt…
@Holger, Wie schön, dass ich gestern noch lange an einer zweiten Antwort zu deinem zweiten Kommentar saß und diese nun nicht mehr da ist. War wohl doch schon etwas zu spät für mich. Vielleicht schaffe ich heute noch mal diesen meinen zweiten Kommentar neu zu schreiben .
Mischa hat gesagt…
@Holger Ich habe die Vorgänge in Ägypten nur von außen durch Zeitungsartikel und Fernsehberichte verfolgt, bin also sicher eher nur oberflächlich informiert. Meiner Überzeugung nach sehnen sich viele Ägypter aber nach so etwas wie "Ruhe und Frieden" in ihrem Land, aber, und das ist wichtig, Ruhe und Frieden in einer gerechten Gesellschaft. Ich ziehe den Hut vor all den Leuten, die über Tage auf den Plätzen und Straßen Ägyptens für ihre demokratischen Grundrechte demonstriert haben. Eine demokratisch gewählte Regierung, die ihre Grundlage, nämlich die Demokratie mit Füßen tritt, hat in meinen Augen das Recht auf diese Regierung verwirkt. Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht. Treffender als Berthold Brecht es gesagt hat, lässt es sich kaum formulieren.
Sicher hat die Armee auch eigene Beweggründe in dieser Situation einzugreifen. Darüber hinaus hat sie wohl aber auch das aufgegriffen, was große Teile des Volkes gefordert haben. Wichtig ist für die folgenden Wochen, dass zur Bildung einer neuen Regierung ein demokratischer Prozess in Gang gesetzt wird, das Millitär also die Macht wieder abgibt. Bisher kann zumindest ich das Eingreifen des Millitärs nicht so verurteilen, wie es große Teile der westlichen Politiker tun. Das kann ich erst, wenn dieser demokratische Prozess nicht eingeleitet wird.
Diese Demokratie ist jung, sie zeigt uns, dass Dinge veränderbar sind. Ich sehe Hoffnung in diesem Land. :)
Unknown hat gesagt…
Lass dir Zeit, kein Grund zur Eile^^
Holger Grafen hat gesagt…
@Mascha - Ich gebe dir Recht - Widerstand gegen Unrecht ist gut und notwendig, aber wer entscheidet, was Recht und was Unrecht ist? Vergesst bitte nicht bei eurem Hurra auf die Armee, dass es diese Armee mit den gleichen Generälen war, die 40 Jahre lang kein Problem damit hatte, das eigene Volk zu unterdrücken und dem Ex-General Mubarak den Rücken zu stärken. Es waren die gleichen Polizisten, die die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz zusammengeschossen und die gefangenen Protestler in ihren Gefängnissen gefoltert und getötet haben. Und jetzt sind diese Offiziere und Polizisten auf einmal alle geläutert und glorreiche Verfechter der Demokratie und Menschenrechte? Und der neue Übergangspräsident, der vorher oberster Verfassungsrichter war, wo war er, als die ägyptische Justiz unter Anwar Sadat und Mubarak die Gesetze und die Menschenrechte mit Füssen getreten hatte? Was ist, wenn die neugewählte, demokratische Regierung den Militärs ebenfalls nicht gefällt und man die kommenden Proteste der dann neuen Opposition zum Anlass nimmt, die nächste Regierung abzusetzen? Versteh mich nicht falsch, ich bewundere zivilen Widerstand, ich war hier in Bangkok in 2010 jeden Tag mit den Demonstranten auf der Straße, auch als uns die Granaten um die Ohren flogen und Kollegen und Freunde im Kugelhagel starben. Und ich habe die Proteste in Ägypten (die zum Sturz von Mubarak führten) hier Tag und Nacht live mitverfolgt und mit den Demonstranten mitgefiebert. Aber ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass eine zivile Gesellschaft (und Opposition) nach friedlichen Mitteln suchen sollte (passiver Widerstand, Generalstreik, etc.) um eine Regierung aus dem Amt zu jagen. Soldaten sollen das Land verteidigen und nicht entscheiden, wer regieren darf und wer nicht. Wieso glauben Generäle in bestimmten Staaten eigentlich immer, als einzige zu Wissen, was gut für die Menschen ist und was nicht? Wo immer das Militär sich einmischt, ist die Demokratie nur eine Farce. Die nächste Regierung Ägyptens ist jetzt bereits in den Augen der Anhäger der Muslimbrüder und der konservativen, religiösen Kräfte eine Marionettenregierung von Gnaden der Militärs. Sie werden sie niemals akzeptieren. Weitere Konflikte sind vorprogrammiert. Wäre die Regierung durch "ZIVILEN" UNGEHORSAM gestürzt worden und nicht durch Panzer, wäre die neue Regierung anders legitimiert und würde vielleicht (oder vielleicht auch nicht) mehr Akzeptanz oder zumindest Duldung erfahren. Ich habe jedenfalls in Thailand die Erfahrung machen müssen, dass jede Regierung bei ihren Entscheidungen mit einem Auge auf die Generäle schaut, um ja keinen neuen Putsch zu provozieren. Mit Demokratie hat das nichts mehr zu tun. Und wann immer eine Regierung unbeliebt ist oder ein Premierminister nicht gefällt, fordern die Ultra-Rechten "Demokraten" das Militär auf, jetzt aber zu Putschen und das "Geschmeiß" zu beseitigen. Wünscht ihr euch das als Zukunft für Ägypten? Panzer als Problemlöser? Wie soll daraus die neue, rechtsstaatliche Zivilgesellschaft entstehen, die so viele der mutigen Demonstranten unter Einsatz ihres Lebens gefordert haben? Klar, das sind alles sehr westliche und theoretische Denkansätze, die sich nicht ein-zu-eins auf andere Gesellschaften übertragen lassen, aber wenigstens ein paar Ansätze wären gut, so wie die Protestler auf dem Tahrir-Platz es gefordert hatten. Aber viel Hoffnung auf wirkliche Veränderung habe ich unter den gegebenen Umständen nicht.
Holger Grafen hat gesagt…
Antwort 2 @ Mischa und Papyrus: Schei..e, ich glaube die Situation eskaliert schneller als ich befürchtet hatte: http://www.spiegel.de/politik/ausland/gewalt-in-aegypten-opfer-bei-schusswechsel-vor-mursi-gefaengnis-a-909684.html
Nomadenseele hat gesagt…
Ich verstehe nicht genug von der politischen Situation in Ägypten, um über die Protestler zu richten, aber Mursi, man kann die Moslembrüder mögen oder nicht (ich persönlich bin für strikte Trennung von Staat und Religion), war der erste wirklich demokratisch gewählte Präsident Ägyptens seit Jahrzehnten. Den Jubel der Massen kann ich nicht nachvollziehen.
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Ohne die Situation in Ägypten zu verfolgen, sehe ich das genauso. Wie in der Türkei ist es ein Konflikt zwischen sehr gläubiger Landbevölkerung und gemäßigten Städtern.

Und ich denke, dass in beiden Ländern die Städter akzeptieren sollten, dass die überwiegende Mehrheit einen religös ausgerichteten Stadt haben wollen.

BTW: Ist das Buch angekommen?
Unknown hat gesagt…
Für Alle, die einigermaßen Englisch sprechen und lesen können habe ich mal zwei Links zusammengestellt, die die Geschichte der Moslembruderschaft betreffen. Der erste Link führt zu einem Artikel der die Geschichte und den ideologischen Hintergrund der MB behandelt (sie waren in ihrer über 80-jährigen Geschichte niemals demokratisch orientiert sondern wollten von Anfang an ein Kalifat errichten) und der zweite Link führt zu einem knapp 50-minütigen TV-Feature über den 30-jährigen Kampf der MB gegen Mubarak und den Kampf des Regimes gegen die Moslembrüder.
http://www.aljazeera.com/indepth/2011/02/201126101349142168.html
http://www.aljazeera.com/programmes/aljazeeraworld/2012/05/2012517131828948619.html
Isabelle hat gesagt…
Ich versuche jetzt mal auf alle neuen Kommentare eine Antwort. Wie es mit Ägypten weitergeht ist ohne Glaskugel wohl kaum vorherzusagen. Leider ist die Lage in dieser Nacht massiv eskaliert und zumindest heute wird wohl keine Ruhe einkehren.
Zu den Wahlen: Ja, Mursi wurde demokratisch gewählt, aber legalisiert dies all sein tun? Viele Ägypter sind keine MB und haben ihn gewählt in reinem Gottvertrauen und um die alten Mächte nicht (wieder) an die Macht zu lassen. Aber das eine Jahr hat gezeigt, dass Mursi nicht am Wohle des ägyptischen Volkes interessiert ist. Die Menschenrechtsverletzungen und Verfolgungen von Journalisten waren zum Ende hin höher als unter Mubarak (siehe hierzu Berichte von Amnesty International). Salafisten konnten im TV Todesfatwas aussprechen, Ballett sollte verboten werden und der letzte Geniestreich von Mursi war es, ein Mitglied der einst militanten Gamaa Islamiya (sie hatte 1997 in Luxor 60 Touristen umgebracht) in Luxor als Tourismusgouverneur einzusetzen.
Hier haben die Menschen in Luxor schon so Massiv gegen diese Entscheidung demonstriert, dass der Gouverneur sein Amt dann doch nicht angetreten hat.

Mursi argumentierte mit der Legalität der Wahl im Amt zu bleiben und die drei Jahre weiterhin für die Demokratie in Ägypten zu arbeiten. Da es jedoch kein Zeichen für wirklich demokratische Ansätze gab und es den Menschen tatsächlich schlechter geht als unter Mubarak, fingen die Ägypter an sich zu wehren mit den ihnen zur Verfügung stehendem Mittel: Demonstration.
Ich bin keine Expertin, aber ich kann mir vorstellen, dass das Militär (selbstverständlich neben eigenen wirtschaftlichen Interessen) den Willen der breiten Masse umsetzten wollte um eine Eskalation zu verhindern.
Immerhin sollen nun alle wichtigen Gruppen an einer Lösung beteiligt werden. Am Mittwochabend wurde die Gruppe vorgestellt:
Der Scheich der Al-Ahzar Moschee (immerhin die wichtigste sunnitische Institution der arabischen Welt), der Papst der Kopten, die Salafisten vertreten durch die Al-Nuhr Partei, El Baradei und ein Mitglied der Tamarodbewegung.
Noch nicht einmal die Nahostexperten sind sich einig, wie es mit Ägypten weitergehen wird, ich erst recht nicht. Aber ich wünsche den Menschen Ruhe, Frieden und ein Einkommen welches zum Leben reicht.
Isabelle hat gesagt…
Ja, das Buch ist wohlbehalten angekommen und ich hatte mich riesig gefreut. Ich hatte direkt eine Mail an dich geschrieben. Wo ist die denn wieder geblieben? Ich schicke sie dir nochmal.
Unknown hat gesagt…
Morgen erstmal, das betrifft jetzt nicht deinen Blog, aber ich wollte dich dann doch eben informieren, dass vermummte, bewaffnete Einheiten in Nasr-City unter den Pro-Mursi-Anhaengern ein Massaker angerichtet haben. Es zur Zeit nicht klar, ob die Angreifer Polizisten oder Soldaten waren. Die Zahl der Toten schwankt zwischen 16-43 und es soll mehrere Hundert Verletzte gegeben haben. Al Jazeera berichtet seit mehreren Stunden live, die deutschen Medien haben das Thema bis jetzt (7.40 Uhr morgens) ignoriert.
Isabelle hat gesagt…
Guten Abend erstmal. Doch, doch. Ich habe heute morgen im Radio (WDR 2) kurz nach 7.00 Uhr die ersten Infos über diesen Vorfall erhalten. Außerdem berichtet ein Korrespondent auf FB immer aktuell was gerade in Ägypten geschieht.
Ich bin wirklich fassungslos was gerade in diesem Land passiert. Ich denke aber mit oder ohne Eingreifen des Millitärs hätten wir heute diese Situation. Wenn ich etwas ausgeruhter bin schreibe ich vielleicht noch ein Post zu dem Thema.
Jetzt aber erst einmal: Gute Nacht