Stephen King - Joyland

HEYNE-Verlag - ISBN: 978-3-453-26872-2

Klappentext:
"Ein unheimliches Vergnügen.

Auf verhängnisvolle Weise kreuzen sich in einem kleinen Vergnügungspark die Wege eines untergetauchten Mörders und eines Kindes. Und mitten im sich überschlagenen Geschehen steht ein junger, unschuldiger Student und weiß: 
Irgendwann ist es mit der Unschuld vorbei. Irgendwann hört jeder Spaß auf. "








Stephen Kings neuer Roman "Joyland", der im  Feuilleton hoch gelobt wurde, ist in der deutschen Übersetzung gerade mal 350 Seiten stark und somit nicht gerade als typisches Kingformat zu bezeichnen, dabei aber einfach wunderbar. Kein Wort zu viel oder zu wenig taucht man ein in die wirklich großartige Erzählkunst des Autors. 

Devin Jones erzählt dem Leser ein wenig aus seinem Leben. Genau aus dem Jahr 1973 wo er, gerade 21 Jahre jung, den ersten Liebeskummer durchlebt und um sein Studium zu finanzieren während der Semesterferien in dem Vergnügungspark Joyland  an der Küste von North Carolina arbeitet. Es ist kein großer Park wie etwas Disney Land, umso wichtiger ist aber die Aussage, die sein Eigentümer zum jährlich Saisonbeginn erklärt:

 "Wir leben in einer traurigen Welt, einer Welt voller Kriege, Grausamkeiten und sinnloser Tragödien. Jedes menschliche Wesen bekommt seine Portion Unglück und schlaflose Nächte serviert. Diejenigen unter Ihnen, die das noch nicht wissen, werden es noch lernen. Angesichts solcher traurigen, aber unabweislichen Tatsachen des menschlichen Daseins ist ihnen in diesem Sommer ein unbezahlbares Geschenk gemacht worden: Sie sind hier um Spaß zu verkaufen."
Das Traurige, aber auch die Liebe, begleiten den Leser durch diese atmosphärisch sehr gelungene Geschichte, ließen mich eintauchen in diesen Sommer 1973 in Joyland. 

Aber King wäre nicht King würde es nicht zumindest Andeutungen von Übernatürlichem geben, fein wie ein gerade zu erahnendes Spinnengewebe ist es vorhanden, ohne dass ein Clown sein Unwesen treibt, oder gar Tote aus ihren Gräbern steigen. 
In der Geisterbahn hat es vor ein paar Jahren einen Mord gegeben, seitdem soll es dort spuken. Devin beginnt sich für den Mord zu interessieren, wurde er doch nie Zeuge der spukenden Untoten und der Mord nie aufgeklärt. 

Geschickt versteht es King aus der Geschichte fast noch einen Krimi zu machen und mit einem leichten wohligen Schaudern beendet man diese Lektüre. 

Leser die King bisher gemieden haben sollten getrost zugreifen, denn wunderbarer kann eine "Coming-of-Age Geschichte", eine Geschichte über das Erwachsen werden, nicht geschrieben sein. 
Aber auch alte Kingfans sollten nicht scheuen dieses Buch zu lesen, denn er beherrscht sie einfach, die grandiose Kunst das Alltägliche gekonnt in Worte zu fassen und Unscheinbares scheinbar zu machen.  


Kommentare

barbara rath hat gesagt…
...ein immer wiederkehrender, gravierender Kritikpunkt für aktuelle Romane, die ich lese, lautet: "Das hätte man besser nicht auf 600, sondern 300 Seiten geschrieben..."
Zu lang, immer wieder geraten an sich gute Plots und Ideen in den Sog der Tatsache, dass Autoren eben an 600 Seiten deutlich mehr verdienen als an der Hälfte - Verlage & Buchhandel ebenso.
Wie erfrischend, wenn jemand schon so viel Knete als Schriftsteller gemacht hat, dass er sich auf das Wesentliche beschränken kann, nämlich seine Geschichte in der genau der richtigen "Größe" zu präsentieren.
LG
Barbara
Isabelle hat gesagt…
Ich dachte immer in Deutschland verdient der Autor an jedem verkauften Buch ein paar Cent / Euro. Hat es tatsächlich etwas mit der Dicke zu tun?
Ich weiß nicht wie Herr King seine Brötchen verdient, bestimmt jedoch leichter als Autoren in D. Ist es nicht so, dass in Deutschland die Rechte an den Verlag gehen, im Ausland aber beim Autor bleiben?

Ich biete es dir auch gerne an: ich leihe dir das Buch, es ist gut geschrieben. Na?
barbara rath hat gesagt…
Der VERKAUFSPREIS ist entscheidend, da der Autorenvertrag in der Regel prozentual einen Anteil davon für den Autor ausweist - daher schreibt man geschickterweise ein Hardcover vom 689 Seiten für € 34,99 als ein Softcover von 120 Seiten für € 8,99, wenn man/frau denn nicht am Hungertuche nagen will...
Leihen ist lieb - aber ich bin eine Buchschlampe: Da ich Bücher in meiner heißen Lesephase überall mit hinschleppe, leiden die natürgemäß ein wenig. Ich würde ungern meine Lesegewohnheiten ändern und noch viel weniger gern ein geliehenes Buch mit kleinen Transportschäden zurückgeben - also: Vielen Dank, aber besser nicht!
LG
Barbara
Isabelle hat gesagt…
Und wieder etwas gelernt.
Nein, Bücherschlampen bekommen keine Bücher von mir. Danke für die Info über deinen Umgang mit Büchern. Ich schleppe manch ein Buch auch immer mit mir herum, aber irgendwie geschützter in Tüten und so. Nach der Lektüre sieht es dann meist noch sehr gut aus. Ich bin da wohl etwas pingeliger.