Hurghada - spannend, immer wieder
Irgendwie hatte ich irgendwann einmal gedacht, wenn ich in Ägypten wieder Hotelurlaub mache ist es vorbei mit dem Abenteuer Land und Leute.
Glücklicherweise war dies eine Fehleinschätzung meinerseits. Lustig unters Volk gemischt kann man auch so Einiges erleben. Es gibt nur eine Regel: sei offen, unerschrocken und achtsam, dann fügt sich der Rest.
Ein Nachteil im Hotel sind die Teebeutel, original ägyptischen Tee sucht man vergebens. Ein guter Grund schnell Freunde und Bekannte in El Gouna aufzusuchen, denn hier gibt es ihn, meinen heißgeliebten ägyptischen Tee. Und neue Geschichten.
In einem Geschäft kam ich mit einem jungen Ägypter ins Gespräch, nach einiger Zeit fragte er mich ob ich Alkohol trinke. Ja, ab und an tue ich auch dies. Der Sinn der Frage ist schnell geklärt. Als Tourist hat man in Ägypten die Möglichkeit mit seinem Reisepass die ersten 48 Stunden nach Ankunft im Duty Free Shop (gibt es in Hurghada, in El Gouna, in Luxor und bestimmt auch im Rest des Landes) Alkohol, Zigaretten, etc. einzukaufen.
Der junge Mann wollte sich diesen Umstand zu Nutze machen, kann er doch als Moslem in Ägypten offiziell keinen Alkohol erwerben. Es stand in naher Zukunft eine Hochzeit im Freundeskreis auf dem Programm, und so ein Gläschen in Ehren ...
Warum also nicht? Nachdem der Einkauf erledigt war ging es zurück in die City und ich wurde kurzerhand einem Großteil der weiblichen Familie vorgestellt, die sich kurzfristig eingefunden hatte. Waren es Nichten, Cousinen und Tanten? Ich weiß es nicht mehr. Es war ein Querschnitt durch alle Altersstufen, dem Englischen in etwa so mächtig wie ich dem Arabischen, obwohl ich Fortschritte mache. Egal, Komunikation mit Händen und Füßen hat noch immer irgendwie funktioniert.
Warum also nicht? Nachdem der Einkauf erledigt war ging es zurück in die City und ich wurde kurzerhand einem Großteil der weiblichen Familie vorgestellt, die sich kurzfristig eingefunden hatte. Waren es Nichten, Cousinen und Tanten? Ich weiß es nicht mehr. Es war ein Querschnitt durch alle Altersstufen, dem Englischen in etwa so mächtig wie ich dem Arabischen, obwohl ich Fortschritte mache. Egal, Komunikation mit Händen und Füßen hat noch immer irgendwie funktioniert.
Besonders stach in dieser Runde die Dame mit Niqab heraus, alle anderen Frauen waren westlich und bunt gekleidet mit Kopftuch, oder wie meist bei den älteren Frauen üblich, mit schwarzen Kleid und schwarzem Kopftuch ausstaffiert.
Es gab von beiden Seiten keinerlei Berührungsängste. Ich habe viele Fotos und ich bin nun auf vielen Handys zusammen mit der jeweiligen Besitzerin vertreten. Ganz spannend aber war das Gespräch mit Frau Niqab. Gibt es hierzulande das weitverbreitete Vorurteil, dass die Frau durch ihren Mann oder die Familie gezwungen wird sich mit dem Gesichtsschleier zu bedecken, zeigte sich hier ein ganz anderes Bild. Umm Achmad (Mutter von Achmad so ihr Name (ihren richtigen Namen habe ich leider vergessen)) zeigte sich als sehr neugierige und aufgeschlossene Frau.
Sie erklärte mir, dass sie den Niqab freiwillig trägt, einschließlich schwarzer Handschuhe und blickdichter Strümpfe. Auf Rückfragen meinerseits gab sie zu, dass es ziemlich warm in dieser Kleidung ist. Ihrerseits war sie überaus neugierig zu erfahren wie es in Deutschland ist. Was denken wir über den Niqab, gibt es viele Frauen die ihn tragen, kann man ihn bei uns käuflich erwerben? Nachdem die gegenseitige Neugier befriedigt war und ich meine Vorurteile abbauen konnte (ja auch ich habe ab und an mit diesen zu kämpfen) wurde ich von Umm Achmad zum Essen eingeladen. Es wurde ein Termin für den nächsten Tag vereinbart und mit zwei der männlichen Familienmitgliedern (die glücklicherweise als Dolmetscher aushelfen konnten) ging es am anderen Tag zum Mittagessen in Hurghada.
Es kam wie es kommen musste, ich habe Umm Achmad nicht erkannt, öffnet mir doch eine Frau mit rosa Kopftuch und rosa Kleid die Tür, blosse Hände und blosse Füße. Wie soll man das in Verbindung bringen mit der Frau von der man einen Tag vorher nur die Augen gesehen hat?
Es gab reichlich zu Essen und zu Trinken und es wurde mit Händen und Füßen und den beiden "Dolmetschern" erzählt. Gerne hätte ich dieser Familie einen weiteren Besuch abgestattet, aber irgendwie lief mir dann doch die Zeit davon.
Indem Zusammenhang muss kurz erwähnt werden, dass ein deutsches Paar, welches ich im Hotel kennengelernt hatte, Angst um mich hatte als sie von der Einladung erfuhren. Ein anderes Paar, ebenfalls Stammgäste in Ägypten, fanden die Einladung -wie ich- eher spannend. Und das ist es tatsächlich, das Leben, spannend. Es gab jedoch Touristen im Hotel in El Gouna, die Angst hatten das Resort zu verlassen um nach Hurghada zu fahren. Hätte ich solche Angst würde ich mir ein anderes Urlaubsziel suchen. Nun gut.
Leider war die Anzahl ausländischer Touristen im Hotel recht übersichtlich, es waren aber viele einheimische Gäste im Hotel. Für mich eine glückliche Fügung, ich lernte eine junge Ägypterin kennen die als Englischlehrerin arbeitet und in Kairo wohnt. Wer wird mir mir wohl Tipps geben für meinen angedachten Aufenthalt in der Hauptstadt?
Auch die politische Situation wurde angesprochen, kann man doch mit den aktuellen Zuständen nicht zufrieden sein. Einheitlich positiv wurde beurteilt, dass Mursi nicht mehr Präsident ist. Viele setzen ihre Hoffnung auf Al Sisi. Allerdings mit Lobhuddeleien in unterschiedlicher Güte. Ja, mit Al Sisi sei man besser dran, man setzt große Hoffnungen auf ihn. Allerdings kamen Einwände, er wird wohl härter als Mubarak werden und die Ägypter würden ihre Hoffnungsträger zu sehr verherrlichen. Wohl war. Eine Antwort kam der Warheit sehr nahe: Nenn mir eine Alternative zu Al Sisi, ich würde sie wählen aber wir haben doch keine.
Kommentare
Was die Vorurteile betrifft, so gibt es sie wohl auf beiden Seiten (alle mit Bart sind Islamisten und alle westlichen Frauen sind Huren.....). Leider wird es aufgrund der sich immer weiter verbreitenden Islamophobie immer schlimmer. Gegenbeispiel ist Thailan, du glaubst gar nicht, was fuer einen Bloedsinn viele Menschen ueber Thailand zu wissen glauben (hey du, hier ist ja alles soooo locker und voll easy, buddhistische Moenche singen den ganzen Tag "Om" und schweben dabei ueber dem Boden und Thais sind immer freundlich und laecheln den ganzen Tag.........). Jedenfalls tat es mal wieder gut, bei dir etwas Schoenes und Positives zu lesen. Danke!
Und es ist auch sehr schön, deine Abenteuer zu lesen :) Mehr davon <3
Lg.
Ich denke man könnte genauso gut fragen, wieviel Entscheidungsfreiheit heutige Frauen haben. Wollen wir wirklich High Heels tragen und uns aufstylen? Wollen heutige Karrierefrauen wirklich nur Karriere machen? Oder herrscht in der Gesellschaft ein allgemeiner Druck für eine Frau Erfolgreich sein zu müssen? Wird uns nicht schon früh beigebracht dass Frauen die mehrfach Belastung von Kinder und Karriere problemlos meistern können, dabei noch mit 40 wie 20 aussehen und dabei nicht einmal auf einen Mann angewiesen sind? ich finde auch in der heutigen Gesellschaft wird ein enormer Druck für Frauen aufgebaut. in wiefern es also auch unser freier Wille ist, diesen modernen Idealen zu folgen, ist genauso fraglich, wie zu Zeiten deiner Großmutti. :)
Liebe Grüße.
Aber wie in Thailand machen die Mönche nicht den ganzen Tag "Om"? Und die Thailänder lachen nicht den ganzen Tag? Mensch, das ist ja doof... ;-)