Sonntagsgruß # 15



Gestern hatte der Fotoclub, in dem ich seit kurzem Mitglied bin, sein jährliches Grillfest. Einer der Hobbyfotografen ist Koch, kümmert sich also jedes Jahr um das leibliche Wohl der anderen Mitglieder. Dieses Jahr auch um mein Wohl. Ich bin die erste und einzige Vegetarierin in diesem Club. Ist nicht weiter schlimm, die Außenseiterrolle -zumindest in dieser Beziehung- bin ich gewohnt. Was ich als Vegetarierin aber nicht gewohnt bin war dieses außerordentliche Maß an Kümmerung bei einem Grillfest. Die Salate wurden bei einem bekannten Salatebauern in der Region besorgt und ich durfte mir vorab einen Spezialsalat auswählen. 
Das Beste aber war natürlich der Koch. Schon alleine aus beruflichen Gründen in seiner Ehre angestachelt, hat er sich wirklich richtig Mühe gegeben. Selbst heute ist es noch so, die Ausbildung zum Koch streift die vegetarische Küche gerade mal, ich denke man darf es so ausdrücken, im Promillebereich. Das nur am Rande, dieser Koch ist schon einige Jahre mit seiner Ausbildung fertig.
Neben herrlichen Spießen mit Auberginen, sehr lecker mariniert und gefüllt mit Pesto, Käse und noch einigem mehr, hatte er auch Tofu gekauft. Tofu gekauft, getestet und für geschmacklos eingestuft, was mich nicht wundert.
Er dachte das könnte er mir nicht antun. Recht hat er. So hat er sich also von seinen Kochinstinkten leiten lassen. Eine Marinade musste her um den Tofu genußtauglich zu bekommen und mit Gemüse als Spieß anbieten zu können. Was soll ich sagen? Operation gelungen, Patientin gerührt.
Es ist ja nicht so, dass ich bei Grillvergnügen, Geburtstagen und anderen Veranstaltungen leer ausgehe, aber manchesmal ist da doch ein gewisses Maß an Eigeninitiative gefordert, zumindest wenn ich das erste mal irgendwo bin. Aber sich so fallen lassen zu können, mit blindem Vertauen auf mein leibliches Wohl ausgestattet, das habe ich doch eher selten. Und es war so schön! 
Ich bin noch neu in dieser Runde, die Neugier siegte und ich wurde mehr als einmal gefragt warum kein Fleisch? Vegan oder vegetarisch? Meine Antworten waren nicht militant, die Reaktionen nicht abweisend, Koexistenz funktioniert, wenn beide Seiten mitmachen.
Es waren natürlich genügend Spieße vorhanden und wie es schon fast üblich ist, waren zumindest die weiblichen Gäste mehr als nur neugierig und der ein oder andere Spieß fand sich auch auf anderen Tellern wieder. Was sagt einem das? Nur Fleisch ist auch keine Grilllösung. Ab und an mehr Gemüsespieße bitte, für alle. 
 
 Der Rest vom Fest landet heute abend dann in meiner heimischen Pfanne.

Kommentare

barbara rath hat gesagt…
...dieses gute Gefühl, wenn sich ein Gastgeber um das intensiv Gedanken macht und berücksichtigt, was du essen kannst oder willst bzw. von der Speisekarte für dich gestrichen hast, ist das nicht herrlich anstelle des oft leicht leicht genervten: "Kannst du denn nicht ein Mal eine Ausnahme machen...?"
LG
Barbara
The Paper Art Shop hat gesagt…
Wie schön, höflich und anregend!
Isabelle hat gesagt…
Das ist schön, unbedingt. Aber ich muss zur Ehrenrettung sagen, dass sich meine Freunde immer die Mühe machen etwas für mich zu zaubern.