Grégoire Delacourt - Alle meine Wünsche

Hoffmann und Campe - ISBN: 9783455403848
TB bei HEYNE - ISBN: 9783453410367


Klappentext
Joycelyne führt einen Kurzwarenladen im nordfranzösischen Arras. Die Kinder sind aus dem Haus, und Joycelynes ganze Leidenschaft gilt ihrem Internet-Blog übers Sticken, Nähen und Stricken. Sie liebt ihr kleines Leben, liebt sogar ihren ungehobelten Mann - bis durch einen ungeheuren Lottogewinn alles aus den Fugen gerät.










Joycelyne ist 47 Jahre alt, verheiratet und Mutter zweier Kinder, die das Haus bereits verlassen haben. Sie weiß, dass sie nicht hübsch ist, aber sich hat sich arrangiert, mit sich, mit ihrem Leben. Sie hat einen Ehemann, den die meisten von uns wohl längst verlassen hätten, aber sie liebt ihn, hat ihm verziehen.

"Weil die Liebe die Wahrheit nicht ertragen kann."

Sie hat einen ziemlich langweiligen Kurzwarenladen und schreibt ein Blog über das Handarbeiten - mit überaus großem Erfolg. Von Ihren Freundinnen, den Zwillingen, die neben ihren  Geschäft einen Friseursalon betreiben, lässt sie sich dazu überreden einmal Lotto zu spielen und gewinnt. Gewinnt 18.547.301,28 Euro.

Ab hier wird es interessant. Nach den Eindrücken die Cover und Klappentext hinterlassen, könnte jetzt eine der bekannten Wohlfühlgeschichten folgen. Kitschig und schnell vergessen. 
Mitnichten. Ein Lottogewinn, allgemein als großes Glück erhofft und erträumt, ist der Ausgangspunkt für die Frage nach dem Glück und nach der Liebe. Der Leser muss sich nicht nur mit der Begrifflichkeit auseinandersetzen. Es geht um den tieferen Sinn, ohne in die Trickkiste des Stammtischpsychologen zugreifen. 
Was ist Glück, wie hält man es, wie definiert es sich. Das Glück folgt seinem eigenen Gesetz, lässt sich nicht halten, nicht erlügen, geschweige denn erzwingen.

Der Lottogewinn wird für Joycelyne zur Tragödie und man stellt sich beim Lesen fast die Frage ob es tatsächlich so kommen musste, ohne den Gewinn auch so gekommen wäre.

"Die Begierde zerstört alles, was ihr in den Weg kommt"
und was denn nun tatsächlich das Glück kostet. Ein typischer "Was wäre wenn" Reflex.

Das Leben von Joycelyne breitet ich langsam aus, als Leser nimmt man teil, mag über manche von Jos Einstellungen verwundert die Augenbrauen heben, sich gar wundern. 
Aber jeder hat eben nur ein Leben, lügt sich einen Teil davon zusammen, erträumt sich den anderen. 
Mehr als 127 Seiten braucht der Autor nicht für dieses kleine große Drama. Seiten die nachhallen. 
Es ist kein Wohlfühlbuch, aber unbedingt eine lohnenswerte Lektüre. 

"Ich singe für mich, stumm, das Gesicht dem dunklen Meer zugewandt. Ich werde geliebt, aber ich liebe nicht mehr."

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